indonesische Musik.

indonesische Musik.
indonesische Musik.
 
Die indonesische Musik spiegelt in einer Vielzahl spezifischer Musikkulturen der mehr als 300 verschiedenen ethnischen Gruppen die lange und wechselvolle Geschichte des indonesischen Archipels wider. Das »altindonesische« Erbe entstand aus der Vermischung von autochthonen Elementen mit Einflüssen, die im 2. Jahrtausend v. Chr. in verschiedenen Wellen in den Inselkomplex einströmten. Im 1. Jahrtausend n. Chr. haben v. a. indische und chinesische und seit dem 16. Jahrhundert abendländische Einflüsse (v. a. der Portugiesen und Niederländer) die Musikkulturen Indonesiens in unterschiedlichem Maße bestimmt. Als gemeinschaftliche Basis für weite Regionen Indonesiens sind die Gamelan genannten instrumentalen Ensembles javanischen Ursprungs charakteristisch. Auf Java selbst und v. a. auf Bali ist im Lauf der Jahrhunderte ein umfangreiches fürstliches beziehungsweise rituales Repertoire an orchestralen Stücken entstanden. Rd. 25 verschieden zusammengesetzte Gamelan begleiten auf Bali noch heute im Rahmen der großen Tempelfeste rituelle und dramatische Tänze sowie das Schattenspiel. Sie klingen brillanter und zeigen mehr Kontraste in Dynamik und Orchestration als die Ensembles auf Java. Während Bali sich den Muslimen gänzlich verschlossen hat, sind die meisten der Großen und Kleinen Sundainseln stark vom Islam und von der persisch-arabischen Musik beeinflusst worden. Dies zeigt sich an manchen hier gebräuchlichen Instrumenten wie Zupflaute (Gambus), Rahmentrommel (Rebana), Holzschalmei (Serunai) oder der auf Nias gestrichenen Spießlaute (Lagiya). Als autochthone Musikinstrumente Indonesiens gelten verschiedene zweifellige Trommeln, häufig Kendang genannt, Maultrommeln (Genggong), Rasseln, Schwirrhölzer, Bambusflöten und -schalmeien, Bambuszithern, Stampfrohre, Klangstäbe u. a. Die Reliefs an dem um 800 errichteten Stupa von Borobudur enthalten Darstellungen von Musizierenden und Musikinstrumenten, die einen Einblick in die Musikpraxis der Regierungszeit der Shailendradynastie (8.-9. Jahrhundert) geben. Von dieser indischen Herrscherfamilie leitet das (neben Pelog) zweite javanische Tonsystem, das Slendro, seinen Namen her. - Ein Überblick über die verschiedenen Musikregionen zeigt die besondere Vielfalt der indonesischen Musik: Borneo war an den von Indonesiern bewohnten Küsten Fremdeinflüssen ausgesetzt, während sich bei den Dayak im Innern der Insel Mundorgel-, Maultrommelspiel und einfache rezitative Gesänge von hohem Alter erhalten haben. Im zentralen Teil von Celebes sind Gesänge mit kleinem Tonumfang verbreitet. In weiten Gebieten fasste der Islam Fuß. Aber auch das Christentum und animistische Religionen sind auf der Insel vertreten mit entsprechend beeinflussten Musikkulturen, die mitunter dicht nebeneinander liegen. Ähnlich unterschiedlich geprägt sind auch die Musikstile auf den meisten der Kleinen Sundainseln. Auf Madura begleiten zahlreiche Perkussionsinstrumente die Stierrennen. Auf Timor und Flores haben sich viele musikalische Formen und Gattungen entwickelt und manche Früh- und Sonderformen alter Schallwerkzeuge erhalten. Auf den Molukken stößt man nur noch auf letzte Reste einer angestammten Musikkultur. In Irian Jaya (Neuguinea) pflegen die Papua im Bergland Gesänge mit verzierten Dreiklangstönen. Diese Tradition trifft man in weniger reiner Form auch auf Flores an. Auf Sumatra begleiten die zum Christentum übergetretenen Bataker mit dem nach der Trommel Gondang benannten Orchester (weitere Instrumente: Trommelkreis, Oboe, Gongs, dreisaitige Laute) ihre Ahnenfeste. Bei den zum Islam konvertierten Minangkabau spielen ausschließlich Frauen im Talempong-Ensemble, das nach seinem Gongkreis benannt ist (weitere Instrumente sind einzelne Gongs und Trommel).
 
 
C. Sachs: Die Musikinstrumente Indiens u. Indonesiens (21923, Nachdr. 1983);
 J. Kunst: Music in Nias (Leiden 1939);
 J. Kunst: Music in Flores (ebd. 1942);
 J. Kunst: The cultural background of Indonesian music (Amsterdam 1949, Nachdr. 1980);
 J. Kunst: Music in Java, 2 Bde. (Den Haag 31973);
 E. Schlager: Rituelle Siebenton-Musik auf Bali, 2 Bde. (Bern 1976);
 
The music of Lombok, bearb. v. T. Seebass u. a. (ebd. 1976);
 R. Schumacher: Die Suluk-Gesänge des Dalang im Schattenspiel Zentraljavas (1980);
 H. Oesch: Außereurop. Musik, Bd. 2 (1987);
 
Indonesian music and dance, bearb. v. J. Kunst u. a. (Amsterdam 1994).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Musik Neuguineas — Die Musik Neuguineas umfasst die Musikstile der Insel Neuguinea, wie sie in seit Jahrhunderten praktizierten kultischen Ritualen und zur Unterhaltung von den verschiedenen papuanischen und austronesischen Volksgruppen praktiziert wurden, sowie… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik von Lombok — Tanz mit zwei Zylindertrommeln, Gamelan Gong Beleq, 1934 Die Musik von Lombok umfasst die Musikstile der indonesischen Insel Lombok, die insbesondere durch altmalaiische Kultureinflüsse der westlichen Nachbarinseln Bali und Java und durch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Musik des Impressionismus — Impression, soleil levant von Claude Monet Als Musik des Impressionismus bezeichnet man eine Stilrichtung der Musik am Ende des 19. Jahrhunderts, deren Hauptvertreter der französische Komponist Claude Debussy war. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • javanische Musik — javanische Musik,   indonesische Musik …   Universal-Lexikon

  • Skala (Musik) — Eine Tonleiter oder Skala ist in der Musik eine definierte auf oder absteigende Folge von Tönen, die in einem musikalischen Zusammenhang stehen. Im Allgemeinen hat eine Tonleiter den Umfang einer Oktave und wiederholt sich dann wieder, mit der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ekmelische Musik — Mikrotonale Musik arbeitet mit mikrotonalen Intervallen, die unterhalb eines Halbtons bzw. die zwischen den Halbtönen liegen. Derartige Töne werden zwar stetig auch in klassischer Musik oder in Pop und Jazz eingesetzt (in Trillern, Glissandi,… …   Deutsch Wikipedia

  • Impressionismus in der Musik — Impression, soleil levant von Claude Monet Als Musik des Impressionismus bezeichnet man eine Stilrichtung der Musik am Ende des 19. Jahrhunderts, deren Hauptvertreter der französische Komponist Claude Debussy war. Inhaltsverzeichnis 1 …   Deutsch Wikipedia

  • Mikrotonale Musik — Quadrangularus Reversum, ein von Harry Partch 1965 entwickeltes mikrotonales Xylophon mit Holzplatten und Bambusresonatoren, ähnlich einem Marimbaphon Mikrotonale Musik arbeitet mit mikrotonalen Intervallen, d. h. Intervallen, die kleiner als ein …   Deutsch Wikipedia

  • Impressionismus (Musik) — Impression, soleil levant von Claude Monet Als Musik des Impressionismus bezeichnet man eine Stilrichtung der Musik ungefähr von 1890 bis 1920, deren Hauptvertreter der französische Komponist Claude Debussy war. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • thailändische Musik — thailändische Musik,   früher siamesische Musik. Da das ehemalige Siam nie Kolonie der westlichen Mächte war, erhielt sich die von Königshof und adligen Kreisen getragene »klassische« Kunstmusik anders als die ursprünglich nahe verwandten Formen… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”